11. November 2024

Neue Chancen für den Standort Deutschland

Karl-Theodor (KT) zu Guttenberg, Tina Reuter MRICS, CEO Cushman & Wakefield, und Prof. Dr. Alexander v. Erdély FRICS, Vorstandssprecher der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, haben sich mit Jürgen Michael Schick ausgetauscht, wie wir mit den vorhandenen Rahmenbedingungen wieder vorankommen, Krisen meistern und Chancen ergreifen können.

Das Fazit der Panelteilnehmer: Mit weniger Risikoaversion, mit mehr Verantwortungsübernahme, mit Lust auf Innovation und nicht zu viel Vergangenheitsorientierung kann Deutschland wieder Höchstleistungen erreichen. Darin waren sich alle Experten in unserer Diskussion einig.

Karl-Theodor zu Guttenberg stand uns nach der Veranstaltung für ein kurzes Interview zur Verfügung:

Wie sollen wir die aktuellen Krisen als Gesellschaft bewältigen?
Zu Guttenberg: Die Frage ist, mit welcher Haltung wir den aktuellen Problemen und Multikrisen begegnen. Ohne eine optimistischere Grundhaltung wird es nicht gehen. In Deutschland verzetteln wir uns immer gerne im Klein-Klein, aber das führt uns nicht aus der Krise. Stattdessen müssen wir mutig und entschlossen handeln, groß denken und gemeinsame Lösungen entwickeln. Wenn wir den Megatrends unserer Zeit, den Abhängigkeiten unseres Landes lediglich mit gepflegtem Jammern aufwarten, führt der Weg in die Bedeutungslosigkeit.

Stehen sich die Deutschen selbst im Wege?
Zu Guttenberg: Wir brauchen auf jeden Fall eine positivere Herangehensweise. Wir haben große und umfassende Potenziale und manchmal geht eben auch etwas schief. Sich dann aber lediglich über die Politik und anderes zu beklagen oder mit dem Finger auf andere zu zeigen, ist wenig zielführend. Stattdessen müssen wir aufpassen, uns nicht in eine Negativ-Spirale zu begeben. Dies führt nämlich zu dem, was auch international als „German Angst“ bekannt ist. Was wiederum in mehr Regulierung und mehr Eingriffen des Staates resultiert – das kann es aber nicht sein. Wir müssen eher an uns selbst arbeiten. Etwa unser Land außerhalb Deutschlands nicht schlecht reden. Solange die Politik sich so hilflos und selbstbezogen gestaltet wie derzeit, gilt es aus der Wirtschaft heraus Lösungskonzepte zu entwickeln, die wir den Streithanseln in der Hauptstadt laut, einig und kraftvoll entgegenhalten sollten. Wir haben viel in die Waagschale zu legen, treten aber oft zu passiv oder lediglich nörgelnd auf.

In einem aktuellen Innovationsranking steht Deutschland nur noch auf Platz 9…
Zu Guttenberg: …und die Schweiz auf 1. Zur Wahrheit gehört auch: Wir müssen im Grunde wieder motivierter werden, uns an die Spitze zu stellen. Dazu braucht es aber auch ein neues Risikobewusstsein, dass man nicht alles absichern muss. Fakt ist, dass wir uns nicht gegen jede erdenkliche stürmische Begebenheit wappnen können, denn so können wir unsere Innovationskraft nicht auf einem hohen Level halten und mit den internationalen Entwicklungssprüngen Schritt halten. Heute muss man sich auch mal so aufstellen, dass man bereit ist, zu scheitern. In Verbindung mit einer gesellschaftlichen und politischen Akzeptanz für zweite Chancen wird uns das weiterbringen.

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