5. August 2025

Warum Frauen beim Immobilienkauf anders rechnen und damit oft besser fahren

Von Laura Schick, Investmentmaklerin Schick-Immobilien

Die Frage, ob jetzt der richtige Zeitpunkt für einen Immobilienkauf ist, bewegt derzeit viele. Die Argumente sprechen eine klare Sprache: Preise sind verhandelbar, das Angebot ist da, und Käufer und Verkäufer begegnen sich wieder auf Augenhöhe. Doch während viele Marktteilnehmer nach dem perfekten Timing suchen, übersehen sie oft den wichtigsten Aspekt: die eigene Rechnung.

Gerade hier zeigt sich ein wesentlicher Unterschied zwischen männlichen und weiblichen Investoren. Männer fokussieren sich häufig auf Wertsteigerungen und Spekulationen. Frauen hingegen denken langfristiger, risikobewusster und betrachten Immobilien vor allem als Teil der Altersvorsorge. Dieser Ansatz führt oft zu nachhaltigeren Entscheidungen.

Cashflow statt Spekulation

Viele spekulieren auf zukünftige Wertzuwächse. Kluges Investieren beginnt jedoch mit einer anderen Frage: Was bleibt monatlich nach allen Kosten übrig? 500 Euro monatlicher Überschuss bedeuten in 25 Jahren rund 150.000 Euro Altersvorsorge, zuzüglich einer abbezahlten Immobilie, die danach den vollen Ertrag bringt.

Das Ertragswertverfahren, mit dem Profis Renditeobjekte bewerten, basiert genau auf diesem Prinzip. Nicht die Fantasie, sondern die tatsächliche Ertragskraft entscheidet über den Wert. Frauen verstehen diese Denkweise oft intuitiv, weil sie in Lebenszyklen denken, nicht in Quartalen.

Eine Rechnung mit Weitblick

Ein Beispiel zeigt, worauf es ankommt: Eine sanierte Immobilie für 800.000 Euro erzielt 4.200 Euro Nettokaltmiete pro Monat. Nach Abzug aller Kosten (Instandhaltung, Verwaltung, Steuern) bleiben 3.100 Euro netto übrig. Bei 20 Prozent Eigenkapital und einem Zinssatz von 3,8 Prozent beträgt die monatliche Kreditrate etwa 2.800 Euro. Der monatliche Überschuss liegt bei 300 Euro. Nach 25 Jahren ist die Immobilie abbezahlt und wirft über 3.000 Euro monatlich ab, eine solide private Altersvorsorge, unabhängig von Kapitalmarktzyklen oder Inflationsrisiken.

Die Rechnung ist klar: Wertsteigerung ist ein Bonus, der Cashflow ist die Basis. Eine Immobilie, die im Wert steigt, mag attraktiv erscheinen. Doch niemand garantiert, dass dieser Gewinn auch tatsächlich realisierbar ist.

Warum Frauen oft besser rechnen

Frauen haben drei klare Stärken beim Immobilieninvestment:

Erstens analysieren sie systematischer. Statt sich nur auf den Quadratmeterpreis zu konzentrieren, achten sie auf Mikrolage, Infrastruktur und Zukunftspotenziale. Quartiere mit geplanter U-Bahn-Anbindung oder Schulneubauten bieten langfristige Chancen, die nicht im Kaufpreis ablesbar sind.

Zweitens kalkulieren sie konservativer. Sie berücksichtigen Sanierungskosten, Instandhaltungsaufwand und mögliche Leerstände von Beginn an. Energetische Standards, Heizungstausch oder Modernisierungen fließen in jede Kalkulation ein. So vermeiden sie teure Überraschungen.

Drittens setzen sie stärker auf Netzwerke. Diskrete Off-Market-Transaktionen funktionieren häufig besser als Bieterverfahren auf großen Portalen. Frauen bauen solche Netzwerke gezielt auf und nutzen sie erfolgreich.

Der richtige Zeitpunkt braucht die richtige Strategie

Ja, der aktuelle Markt bietet attraktive Einstiegschancen. Aber entscheidend bleibt die richtige Herangehensweise. Wer heute kauft, sollte auf Cashflow achten, nicht auf Luftschlösser. Nachhaltige Mietstrukturen mit Indexmietverträgen oder Staffelmieten, eine präzise Mikrolageanalyse und konservative Kalkulationen sind wichtiger als jede kurzfristige Marktprognose.

Denn eines bleibt sicher: Der richtige Zeitpunkt nützt wenig, wenn die eigene Rechnung nicht stimmt oder man nicht ins Handeln kommt.

Laura Schick